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UKRAINE-KRIEG, INFLATION UND REZESSIONSÄNGSTE HINTERLASSEN IN DER VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT SPUREN

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Der nun schon ein Jahr andauernde Krieg in der Ukraine führt zunehmend zu Verwerfungen in nahezu allen Wirtschaftszweigen. Schon die Corona-Pandemie hatte dazu beigetragen, dass weltweite Lieferketten unterbrochen sind und viele Güter des täglichen Bedarfs nicht mehr verfügbar sind. Nun entfachen vor allem die steigenden Energiekosten durch die Sanktionen der Europäischen Union einen nie gekannten Preisdruck auf Rohstoffe, Waren und Dienstleistungen und stellen die Unternehmer vor kaum lösbare Aufgaben. Hohe Inflationsraten wie zuletzt in den 1970er Jahren sind die Folge.

Auch die Versicherungswirtschaft ist von den Umwälzungen betroffen. Versicherte müssen sich auf spürbare Prämienerhöhungen einstellen. An der Beitragsentwicklung in der Wohngebäudeversicherung sind beispielsweise die Preissteigerungen im Bausektor schon seit einigen Jahren ablesbar. Hier tritt der Effekt ein, dass die Versicherungsprämien auf den Baupreisindex abstellen – dieser war bereits vor Corona und Krieg durch die allgemeine Verknappung der Ressourcen in die Höhe geschnellt. So war zum 01.01.2023 eine inflationsbedingte Anpassung der Beiträge um fast 15% fällig, von der alle Versicherten betroffen sind. Weitere Preissteigerungen drohen auf Sicht 2024. Auch in der gewerblichen Sachversicherung sind Beitragserhöhungen im zweistelligen Prozent-Bereich zu beobachten. Die Akteure in der Immobilienwirtschaft sind gut beraten, Eigentümer und Mieter frühzeitig transparent zu informieren und für die bevorstehenden Kostensteigerungen zu sensibilisieren.

In der Absicherung von Terrorismus-Risiken drohen Engpässe in der Bereitstellung von Kapazitäten. Der Bund hat seine Staatsgarantie für den einzigen Spezialversicherer im deutschen Markt, der Extremus Versicherungs-AG, zwar bis Ende 2024 erneuert. Extremus bietet im Bereich der Gebäudeversicherungen all jenen Vertragspartnern Versicherungsschutz, deren Einzelrisiken eine Versicherungssumme von mehr als EUR 25 Mio. aufweisen und die dadurch bei ihren jeweiligen Gebäudeversicherern keine Deckung für Schäden aus terroristischen Akten erhielten. Die Verlängerung der Staatsgarantie gibt den Unternehmen damit zumindest kurzfristig Planungssicherheit. Mit Blick auf die allgemeine politische Lage in Europa wird es aber erforderlich sein, dass Staat und Privatwirtschaft die Zeit nutzen, um gemeinsam eine zeitgemäße und langfristig tragfähige Terror-Versicherungslösung zu entwickeln.

Die Cyber-Versicherung, eine noch junge Versicherungssparte, die eine Absicherungsmöglichkeit gegen die Risiken aus der Internetnutzung bietet, hat derweil andere Probleme. Die Cyber-Gefahren haben in nur kurzer Zeit den konventionellen Risiken, denen die Unternehmen der Immobilienwirtschaft ausgesetzt sind, den Rang abgelaufen. Grund sind die weitverbreiteten Hackerangriffe auf Private und Unternehmen, die in den letzten Jahren dramatisch zugenommen haben. Man unterscheidet daher auch nur noch zwischen Versicherten, die bereits gehackt wurden und jene, die es noch werden. Eine derartige Konzentration von Ereignissen macht es aber den Versicherern schwer, eine adäquate Risikoprämie für ein Einzelrisiko zu kalkulieren. Bisher war man innerhalb einer Solidargemeinschaft stets auf Risiken angewiesen, die von Schadenfällen verschont bleiben und so den Schadenausgleich im Kollektiv überhaupt erst ermöglichen. Diese Rechnung geht kaum noch auf. Erste Gegenreaktionen sehen daher einen abrupten, massiven Anstieg der Beiträge für die Versicherten vor, um zumindest wieder ein Gleichgewicht herzustellen.

Mittelfristig wird man sich aber mit der Frage beschäftigen müssen, wie Risiken aus staatlich gelenkten Cyber-Attacken als Mittel der hybriden Kriegsführung gegen andere Länder, Institutionen und Unternehmen begegnet werden soll. Wie auch zum Thema Terror ist hier zu beobachten, dass der Risikoappetit von Versicherern im globalen Kontext angesichts hoher Kumul-Risiken immer geringer wird.

Howden Caninenberg bleibt ungeachtet der immer dynamischer werdenden Lage zuverlässiger Partner für die Unternehmen der Immobilienwirtschaft in Risiko Management und Versicherung. Wir beobachten weiter intensiv den Markt, weisen unsere Kunden auf relevante Entwicklungen hin und erarbeiten gemeinsam mit ihnen die jeweils individuell bedarfsgerechte und passende Lösung.

Carsten Wiegel
Potsdam, 23.02.2023