D&O-Policen sind aktuell günstig zu haben. Was Kunden auf den ersten Blick erfreut, hat aber auch seine Kehrseite, schreibt der Versicherungsmonitor.
Howden-Anwalt Michael Hendricks macht sich für eine gesunde Preispolitik bei D&O-Versicherungen stark. „Das Bedingungsniveau ist unglaublich gut“, betonte der D&O-Experte erst jüngst auf der Jahrestagung Haftpflicht 2018 (Versicherungsjournal.de/).
Seriöse Prämiengestaltung ist wichtig
Gleichzeitig aber forderte Hendricks auf dem Branchentreff die D&O-Versicherer auf, „sich die Mühe zu geben und eine seriöse Prämiengestaltung vorzunehmen“ (Versicherungswirtschaft-heute). Warum das dringend nötig ist, analysierte jetzt Herbert Fromme, Herausgeber des Nachrichtendienstes Versicherungsmonitor. Die Branche hat mit einer Schadenlast zu kämpfen. Diese wird zukünftig noch weiter ansteigen und die Bilanzen der Industrieversicherer treffen, prognostiziert Fromme.
Gründe für Anspruchswelle
Für die Anspruchswelle führt der Branchenkenner vier Gründe an: 1. Die jüngste Rechtsprechung – etwa der Prozess Kirch gegen Deutsche Bank – habe gezeigt, dass sich Klagen wegen Managerhaftung lohnen und unterm Strich in die Kassen des Klägers viele Millionen Euro spülen könnten. 2. Neben der Aussicht auf viel Geld, verleite auch gekränkte Eitelkeit zu Millionenklagen. 3. Eine neue Generation aggressiver Anwälte sei unterwegs. 4. Auch die zunehmende Verbreitung der D&O-Policen selbst trage dazu bei, dass immer mehr Unternehmen ihre Manager auf Schadensersatz verklagten.
Neuester Fall: Bilfinger
So hätte auch der Aufsichtsrat von Bilfinger wohl nie eine Klage gegen seine Ex-Vorstände erwogen, wenn sie nicht versichert wären, vermutet der Versicherungsmonitor. Dafür sei die Aussicht auf Erfolg zu gering, die Schadenssumme bei den Managern privat einzutreiben.
Trendwende wahrscheinlich
Trotz der Diskrepanz zwischen den Prämieneinnahmen und den im Raum stehenden Schadenssummen, hätten die D&O-Versicherer noch nicht aufgehört, Verträge mit eingebauten Verlusten zu verkaufen. Fromme geht aber davon aus, dass die Vorstände der Industrieversicherer schon bald aufmerksam und ihre Industrieversicherungstöchter an die Kandare nehmen. Sein Fazit: Bringt die Branche die Trendwende nicht zustande, wird sie erzwungen werden.
Quelle: „Selbst angerührte D&O-Probleme“, Versicherungsmonitor
Veröffentlicht am: 23. Februar 2018
Autor: Herbert Fromme